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Wundarten

Einleitung

Es werden drei große Gruppen von Wunden unterschieden:

  • traumatische Wunden
    • Mechanische Verletzungen
    • Thermische Verletzungen
    • Chemische Verletzungen
    • Strahlenschäden
  • iatrogene Wunden
  • chronische Wunden

Mechanische Verletzungen

Mechanische Verletzungen können sehr vielgestaltig sein, hier einige Beispiele:

    • Schürfwunden
    • Schnittwunden
    • Stichwunden
    • Rißwunden
    • Quetschwunden
    • Schußwunden
    • Amputationen
    • Bisswunden

Oberflächliche Wunden, wie z.B. Hautabschürfungen betreffen häufig nur die oberste Hautschicht, die Epidermis. Zerstörte bzw. geschädigte Epidermis regeneriert vollständig, das heißt, dass kein Ersatzgewebe (Narbengewebe) gebildet wird. Dieser Vorgang wird auch als regenerative Heilung benannt.

Was ist die Ursache dafür? Die menschliche Epidermis wird ausgehend von der Basalmembran in einem Rhythmus von ca. 30 Tagen vollständig neu gebildet. Die Basalmembran, auch als Keimschicht bezeichnet, bildet die Trennschicht zwischen Epidermis und Dermis. Die Keimzellen teilen sich fortlaufend und differenzieren (verändern) sich innerhalb der genannten Zeitspanne von der Basalzelle zur abschilfernden Hornzelle.

Schnitt und Stichwunden

Schnitt und Stichwunden betreffen häufig  tiefere Gewebsteile. Durch das Eindringen des Fremdkörpers (Messer, Dolch etc.) gelangen auch Hautkeime in die Tiefe des Gewebes. Durch eine unkontrollierte Vermehrung dieser Keime in der Tiefe besteht hierbei die Gefahr einer Infektion.

Ferner können bei tiefen Verletzungen auch innere Organe betroffen sein, was unbedingt vor einer Behandlung geklärt werden muss.

Riss- und Bisswunden

Riss- und Bisswunden können durch große, unregelmäßig geformte und zerklüftete Gewebsdefekte gekennzeichnet sein. Bei derartigen Wunden ist eine Begradigung der Wundoberfläche durch einen Chirurgen notwendig. Ziel dieser Maßnahme ist es, Rückzugsmöglichkeiten für Bakterien und damit deren Vermehrung zu beschränken. Ferner wird durch eine saubere Wundoberfläche auch die  Wundheilung unterstützt, Zellen können besser auswandern und ein schneller Gewebsaufbau ist die Folge.

Thermische Verletzungen

Zu den thermische Verletzungen zählen

    • Verbrennungen
    • Erfrierungen
    • Stromverletzungen

Thermische Verletzungen können zwar unterschiedliche Ursachen haben, sind aber in ihrer Ausprägung ähnlich.

Verbrennungswunden werden je nach Ausdehnung bzw. Schwere in oberflächliche und tiefe Verbrennungen eingeteilt.

Oberflächliche Verbrennungen

  • Grad 1:   Rötung (Erythem), schmerzhaft, Veränderungen reversibel
  • Grad 2a: Epidermis- und Dermisverlust, Haarfollikel und Schweißdrüsen intakt

Verbrennungsblase, schmerzhaft, Freisetzung von Plasma an der Grenze zwischen Epidermis und Dermis

Tiefe Verbrennungen

  • Grad 2b: Epidermis- und Dermisverlust, nur Schweißdrüsen intak wolkig rote Flecken, weiß – beige Verfärbung, eventuell Blasenbildung
  • Grad 3:  tiefgradige Verbrennung

Kaltwasserbehandlung nach Verbrennungen (Lackner et al.  2005)

Das Spülen mit kaltem Wasser ist eine wichtige Sofortmaßnahme insbesondere bei kleinflächigen zweitgradigen Verbrennungen sowie Verbrennungen mit chemischen Substanzen. Zuvor muss die Kleidung entfernt werden, um einen Hitzestau und ein Nachbrennen zu verhindern. Die verbrannten Köperregionen sollten innerhalb von 20 Minuten nach der Verletzung mit 15°C kaltem Wasser für etwa 20 Minuten schonend gespült oder abgebraust werden.

Unkomplizierte erstgradige oder oberflächlich dermale, zweitgradige (IIa) Verbrennungen können ambulant behandelt werden.

Am Unfallort sollte die lokale Wundversorgung bei zweit- bis drittgradigen Verbrennungen grundsätzlich auf das sterile Abdecken mit Tüchern oder Metalline-Folie begrenzt werden. Wichtig ist es, eine Auskühlung zu vermeiden. Das Auftragen von Pudern, Salben oder speziellen Verbänden gilt als kontraindiziert, da sie die klinische Beurteilung und Erstversorgung nur erschweren. Grundsätzlich gilt es bei allen Verbrennungsgraden den Tetanusschutz zu überprüfen und gegebenenfalls zu erneuern.

Chemische Verletzungen

Hautverletzungen durch Säuren oder Laugen ähneln Verbrennungswunden und werden nach Neutralisation oder Verdünnung analog behandelt.

Neutralisation

Zuerst Feststellung ob die Verätzung durch eine Säure oder Lauge verursacht wurde.

Verätzung durch Säuren

Säureverätzungen bilden einen festen, trockenen Schorf, dessen Einfärbung je nach einwirkender Noxe variiert.

Spülung mit reichlich Wasser und die Säure gegebenenfalls mit Natriumkarbonat (Na2CO3) neutralisieren.

Verätzung durch Laugen

Für Laugenverätzungen ist ein schmieriger, weißlicher Schorf charakteristisch.

= Kolliquationsekrose aus denaturierten Eiweißen

Wichtig ist eine sofortige Behandlung, da die Gefahr einer in die Tiefe gehenden Schädigung besteht.

Spülung mit reichlich Wasser oder milden Säuren, wie verdünnter Essigsäure (C2H4O2) oder Zitronensäure (C6H8O7).

Strahlenschäden

Ionisierende Strahlen, wie Röntgenstrahlen, Alpha- Beta- oder Gammastrahlung, können Hautläsionen hervorrufen. Dabei kommt es zu Veränderungen in der chemischen Struktur der Zellbestandteile, die zu einem Absterben von Gewebe führen. Strahlenschäden werden im Prinzip wie Verbrennungen behandelt.

Iatrogene Wunden

Zu den ärztlich verursachten Wunden (iatrogenen Wunden) gehören:

  • Inzision (Einschnitt, z.B. Eröffnung eines Abszesses)
  • Punktion (Einführen einer Punktionskanüle, z.B. zur Gewinnung einer Gewebeprobe)
  • Laser
  • Ätzstift
  • Spalthautentnahme
  • Amputation

Chronische Wunden

Eine Wunde wird als chronisch bezeichnet, wenn sie

  1. innerhalb von vier bis acht Wochen nach Entstehung keine Heilungstendenz zeigt und
  2. mit einer Grunderkrankung, wie z.B. Diabetes mellitus oder chronisch venöser Insuffizienz, vergesellschaftet ist.

Eine chronische Wunde ist keine akute Wunde.

Entscheidend ist das Bestehen einer Grunderkrankung, die häufig nicht heilbar ist. Entsprechend der Differenzierung in der Pathophysiologie zwischen akuter und chronischer Wunde sind bei der Therapie chronischer Defekte zum Teil grundsätzlich andere Maßnahmen vorzunehmen.

Zu den chronischen Wunden zählen:

  • Ulcus cruris
  • Dekubitus
  • Diabetisches Fußsyndrom
  • Ulzerierte Tumoren

 Formen der Wundheilung

Einleitung

Es werden drei Formen der Wundheilung unterscheiden:

  • Epitheliale Wundheilung (regenerative Heilung)
  • Primäre Wundheilung (sanatio per primam intentionem)
  • Sekundäre Wundheilung (sanatio per secundam intentionem)

Epitheliale Wundheilung (regenerative Heilung)

Die epitheliale oder regenerative Wundheilung ist bei oberflächlichen Defekten, bei denen die Basalzellmembran noch intakt ist, zu beobachten. Die Verletzungen befinden sich in der Epidermis.

Die Basalzellen der Epidermis teilen sich (proliferieren) und können so das neue Gewebe vollständig regenerieren. Zur Epidermisneubildung tragen auch Hautanhangsgebilde, wie z.B. Haarfolikel oder Talg- und Schweißdrüsen bei. Hautanhangsgebilde sind mit einer Epithelschicht ausgekleidet. Aus dieser Schicht migrieren (wandern) neue Epithelzellen und bilden so die Basis für eine nachlogende Proliferation.

Schürfwunden oder oberflächliche Verbrennungen heilen wie oben beschrieben ab.

Heilungsvorgänge in tieferen Hautschichten erfolgen dagegen immer als Reparation, d.h. durch Narbenbildung.

Primäre Wundheilung (sanatio per primam intentionem)

Glattrandige, gut durchblutete, saubere Wunden, die kaum Keime oder Fremdkörper enthalten, verheilen in der Regel primär. Derartige Defekte werden häufig chirurgisch gesetzt.

Wunden die einer Primärheilung zugeführt werden, dürfen nicht älter als 6 Stunden sein.

Die glatten Wundränder werden mechanisch adaptiert, z.B. durch Steri-Strips oder Vernähen.

Die Heildauer beträgt in der Regel nicht mehr als sieben Tage.

Sekundäre Wundheilung (sanatio per secundam intentionem)

Defekte die bis in die Dermis oder Subcutis hineinreichen, verheilen durch Wundkontraktion und Bildung von Granulationsgewebe.

Das Granulationsgewebe wird innerhalb eines längeren Zeitraums (Wochen bis Monate) zu Narbengewebe umgewandelt. Erst dann erhält das neue Gewebe seine endgültige Festigkeit, die allerdings gegenüber unverletztem Gewebe nur ca. 2/3 bis max. 75% beträgt.

Das Ergebnis der Sekundärheilung ist in Form einer Narbe sichtbar.

Sekundär heilende Wunden dürfen nicht verschlossen werden, weil sie in der Regel stark mit Bakterien kontaminiert sind. Zum Beispiel bei:

  • weit auseinander klaffenden Wundrändern
  • großen Gewebeverlusten
  • stark eitrigen Wunden
  • infizierten, primär verschlossenen Wunden

 

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